Abstract:Der Verein NEUSTART Österreich hat im Frühjahr 2012 die Universität Wien mit einer begleitenden Evaluierung der bis Ende 2013 dauernden Pilotphase des Projektes „Sozialnetz-Konferenz in der Bewährungshilfe“ beauftragt. Neben einer umfassenden quantitativen Erhebung werden im Rahmen der Evaluationsstudie auch qualitative Verfahren eingesetzt, um die Durchführbarkeit und Nützlichkeit sowie die Auswirkungen dieses für Österreich neuen Verfahrens in der Bewährungshilfe zu beurteilen. Der Vortrag gibt einen Überblick über Entstehung und Praxis der Sozialnetz-Konferenz, stellt die Ergebnisse der Evaluationsstudie vor und diskutiert mögliche Verbesserungs- und Veränderungsstrategien.
Eine Sozialnetz-Konferenz will Lösungen in schwierigen sozialen Lagen und Krisen unter Einbeziehung des Jugendlichen und seines Umfeldes finden, dabei kann es auch um Wiedergutmachung und Aussöhnung mit dem Opfer der Straftat gehen. Die konsequente Einbindung der sozialen Umwelt erfordert vom professionellen Helfersystem einen Perspektivenwechsel und Lösungsabstinenz. Die veränderte Rolle professioneller HelferInnen orientiert sich an den Stärken und Ressourcen der Betroffenen. Bisher wurden 54 Konferenzen durchgeführt. Anwendungsbereiche: vor einer Haftentlassung, als Entscheidungshilfe für den/die HaftrichterIn bei U-Haft, zur Lösung von sozialen Problemen und als Wiedergutmachungskonferenz.
Vita:Christian Grafl wurde 1959 in Wien geboren. Nach der Matura studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien und promovierte 1983. Seit 1981 ist er mit zwei kurzen Unterbrechungen wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Wien. Christian Grafl hat sich 1999 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien habilitiert und die Lehrbefugnis für Kriminologie und Kriminalistik erworben. Er ist Leiter der Abteilung Kriminologie des Instituts für Strafrecht und Kriminologie der Universität Wien und Koordinator des Wahlfachkorbes „Strafjustiz und Kriminalwissenschaften“. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kriminalprävention, Sanktionenforschung, Jugendkriminalität und naturwissenschaftliche Kriminalistik.
Hansjörg Schlechter arbeitet seit 1974 beim Verein für Bewährungshilfe und Soziale Arbeit heute NEUSTART; zuerst als Bewährungshelfer in Wien, später als Fachbereichsleiter für Haftentlassenhilfe und Wohn- und Kriseneinrichtungen. Derzeit ist er Leiter eines Projektes zur Anwendung von Conferencing bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter Bewährungshilfe.