Kongressprogramm 29. DPT

Psychosoziale Perspektive der Flutkatastrophe 2021

Francesca Müller
Bergische Universität Wuppertal
Dr. Bo Tackenberg
Bergische Universität Wuppertal

Moderation: Margo Molkenbur
DPT-Deutscher Präventionstag

Abstract:
Die Fähigkeit der Bevölkerung, sich in Krisen- und Katastrophensituationen selbst zu helfen, wird von demografischen Veränderungen, sozialen Gefährdungsfaktoren, der Verstädterung und der Rolle der Bürger in der Katastrophenhilfe beeinflusst. Die Zunahme von multiplen Krisensituationen, veränderte Erwartungen der Öffentlichkeit an die von Katastrophenschutzorganisationen geleistete Hilfe sowie ein zunehmendes Verständnis für die psychosozialen Folgen traumatisierender Belastungssituationen verdeutlichen die Relevanz der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) als einen wesentlichen Bestandteil des Krisenmanagements. Der Vortrag beleuchtet die psychosozialen Aspekte der Flutkatastrophe 2021 in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, um aus der Nachbereitung wahrgenommener und geleisteter Hilfe Optimierungspotentiale für die Prävention abzuleiten. Im Rahmen des Forschungsprojekts #sosmap konnten auf der Grundlage einer offenen Webumfrage (n=1.412) und durch Interviews und Workshops Erfahrungen mit geleisteter und in Anspruch genommener PSNV evaluiert und psychosoziale Belastungsfaktoren identifiziert werden. Neben deskriptiven Ergebnissen zur Belastung und Beanspruchung während und nach der Katastrophensituation werden Ergebnisse aus Gruppenvergleichen und Korrelationsanalysen zur Bekanntheit und Inanspruchnahme psychosozialer Unterstützungsmaßnahmen vorgestellt.
Francesca Müller
 Francesca Müller

Francesca Müller ist Sicherheitsingenieurin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit an der Bergischen Universität Wuppertal. Dort arbeitet und promoviert sie im Forschungsprojekt „Systematische Analyse der Kommunikation in sozialen Medien zur Anfertigung Psychosozialer Lagebilder in Krisen und Katastrophen (#sosmap)“. Die Ziele des Projekts sind 1. die Entwicklung von Kriterien zur Identifikation und Nutzung von psychosozialen Bedarfen und Ressourcen der Bevölkerung auf Basis der in sozialen Medien öffentlich geteilten Informationen sowie 2. die darauf aufbauende Ableitung von Rahmenempfehlungen für die Erstellung und Nutzung eines digitalen psychosozialen Lagebildes im Bevölkerungsschutz.

Dr. Bo Tackenberg
Dr. Bo Tackenberg

Dr. Bo Tackenberg ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit an der Bergischen Universität Wuppertal. Von Oktober 2017 bis Dezember 2020 arbeitete er im BMBF-Forschungsprojekt „Resilienz durch Sozialen Zusammenhalt – Die Rolle von Organisationen (ResOrt)“. Vor diesem Hintergrund beschäftigte er sich in seiner Dissertation städtevergleichend mit den sozialräumlichen Bedingungen von sozialem Kapital und Community Resilience. Seit August 2021 arbeitet er im Forschungsprojekt „Entwicklung eines Sozialkapital-Radars für den sozialraumorientierten Bevölkerungsschutz (Sokapi-R)“, das vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gefördert und begleitet wird. Das Projekt knüpft an Vorarbeiten im Projekt ResOrt an und intensiviert die dortigen Analysen mit dem Ziel einer praxisbezogenen Übertragung in den sozialraumorientierten Bevölkerungsschutz. Die Ziele des Projekts sind die Entwicklung eines lokalen Sozialkapital-Radars, mit dem sich die kollektiven Anpassungsleistungen sozialer Gemeinschaften nachvollziehen und im Krisenfall identifizieren lassen und die darauf aufbauende Ableitung von Rahmenempfehlungen für die Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz. Sein Forschungsinteresse gilt darüber hinaus methodischen Fragen an der Schnittstelle von Stadt- und Kriminalsoziologie.

11. Juni 2024
13:00 - 13:45 Uhr
Vortrag

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