Abstract:Jährlich werden in Deutschland mehrere tausend junge Menschen zu Jugendarrest verurteilt, von denen die Mehrheit aus prekären Lebenslagen stammt.
Dem gesetzlichen Auftrag entsprechend soll der Jugendarrest kriminalpräventive Arbeit unter Ausrichtung am Erziehungsgedanken leisten und die betroffenen jungen Menschen zu einer eigenverantwortlichen Lebensführung in Straffreiheit befähigen.
In den bislang vorliegenden Jugendarrestvollzugsgesetzen und -entwürfen drückt der Gesetzgeber mehrheitlich den Willen aus, den Jugendarrest deutlicher jugendpädagogisch und bildungsorientiert zu gestalten. Eine daran orientierte Praxis müsste diesen auf Basis einer respektvollen Grundhaltung aller Beteiligten konsequenterweise als „Ort der Jugendbildung“ ausgestalten, der die jungen Menschen in die Lage versetzt, ihre Leistungspotenziale zu entfalten, die Probleme, die zu ihrem straffälligen Verhalten geführt haben, selbstständig zu lösen, sowie Beziehungen zu nicht delinquenten Personen und Netzwerken aufzubauen.
In einem auf diesen Prämissen basierenden Pilotprojekt wurde ein bildungsorientiertes Konzept entwickelt und in einer Jugendarrestanstalt realisiert. In diesem Beitrag werden Ergebnisse der Begleitforschung vorgestellt, ihre Implikationen für eine bildungsorientierte Arrestgestaltung sowie mögliche Alternativen zur bestehenden Praxis diskutiert.