Abstract:Die Impulse der nordamerikanischen Präventionsforschung (SPR) haben einen großen Beitrag dazu geleistet, die Prävention in Europa zunehmend auf eine rationale und wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Allerdings stützt sich die Forschung in den USA stark auf manualisierte Programme der Universalprävention, ohne das Konzept der Schadensminderung zu berücksichtigen. Die Europäische Gesellschaft für Präventionsforschung (EUSPR) wurde 2010 gegründet, um die wertvollen Ansätze der SPR auf die europäische Realität anzuwenden und weiterzuentwickeln. Europäische Präventionssysteme zeichnen sich durch größere Nähe zum Therapie- und Hilfesystem aus, und legen dadurch viel mehr Gewicht auf selektive und indizierte Prävention sowie akzeptierende Ansätze. Die Verhältnisprävention ist in vielen Ländern, so auch in Deutschland, wenig entwickelt. Der Austausch und die Verbreitung neuer, allgemeingültiger Erkenntnisse der Präventionsforschung soll Ansätze vorantreiben, die für die Prävention multipler riskanter Verhaltensweisen (Substanzkonsum, Gewalt, Delinquenz, Sexualverhalten und Übergewicht) wichtig sind. Um diese Erneuerungen auch jenseits der jährlichen Konferenzen in komplexeren und vielfältigeren Präventionssystemen in Europa zu verankern, entwickelt die EUSPR eine Reihe von Trainingsprogrammen für Praktiker, Studierende und lokale Entscheidungsträger.
Vita:Dr. Gregor Burkhart (Dr. med., MPH.)
Studium in Mainz (Medizin: 1985-1991) und Düsseldorf (Public Health: 1994-1996). Promotion an der Universität Düsseldorf 1994 über Krankheits- und Körperwahrnehmung im Candomblé-Kult in Salvador da Bahia. 1992-1996 Kinderarzttätigkeit in Köln-Chorweiler.
Seit 1996 beim European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction in Lissabon, Entwicklung der EDDRA Datenbank und der Evaluation Instruments Bank sowie des Prevention and Evaluation Resource Kit (PERK) und der Prevention Profiles auf der EMCDDA Website. Haupttätigkeit: Indikatoren zu entwickeln, um Formen, Funktionen, Angemessenheit und die Implementierung von Präventionsmaßnahmen und -politiken in Europa vergleichbar abbilden zu können. Gastdozent an der Universität von Granada seit 2003 und Mitbegründer der European Society for Prevention Research (2010).