Abstract:Radikalisierung in religiös begründeten Extremismus kann als Flucht vor der Komplexität gesellschaftlicher Realitäten in Primäridentitäten, z.B. als Mitglied der „umma“, beschrieben werden. Die „umma“ wird dabei als homogen, rein und überlegen imaginiert. Das Individuum geht im Kollektiv auf, die verbindende Ideologie ist nicht am Menschen, sondern am Prinzip orientiert.
Angesichts dessen stellt sich die Frage, wie Angebote der Prävention gestaltet werden können. Im Rahmen des kommunalen Projekts PRO Prävention des Kreises Offenbach wird ein Schwerpunkt auf Fragen von (lokaler) Identität gelegt. Die Projektarbeit dreht sich um Fragen wie „Wer bin ich?“, „Was macht meine Lebenswelt aus?“ und „Wie kann ich sie ändern?“. Projekte mit Jugendlichen ermöglichen die Auseinandersetzung mit dem lokalen Kontext und die Entwicklung eigener Perspektiven auf gesellschaftliches Zusammenleben. In der Arbeit mit Fachkräften steht nicht die Ideologie, sondern eine auf das Individuum fokussierte, pädagogische Perspektive im Mittelpunkt. Die Vernetzungsarbeit dient dazu, Menschen und Akteure miteinander ins Gespräch über ihre lokale Lebenswelt zu bringen. Ziel ist, den Mensch in seiner lokalen Umgebung in den Mittelpunkt zu stellen.
Der Vortrag stellt den Zusammenhang von Identität und Radikalisierung dar und diskutiert erprobte Maßnahmen und blinde Flecken kommunaler Präventionsarbeit.
Vita:Janusz Biene ist Koordinator des kreisweiten Präventionsprojekts "PRO Prävention - Projekt gegen (religiös begründeten) Extremismus" im Integrationsbüro des Kreises Offenbach. Zuvor war er unter anderem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er hat an der RWTH Aachen, der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der University of Wisconsin-Madison Friedens- und Konfliktforschung, Politikwissenschaft und Sprach- und Kommunikationswissenschaft studiert. Zuletzt gab er im Campus-Verlag den Sammelband "Salafismus und Dschihadismus in Deutschland. Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen" (gemeinsam mit Christopher Daase, Julian Junk, Harald Müller, 2016) heraus.
Informationen zu PRO Prävention finden Sie hier: http://bit.ly/2Guzb1r.
Janusz Biene ist auf Twitter unter @akawanja zu erreichen.