Abstract:Nach sexuellen Übergriffen sind die Opfer meist bestrebt, das Ereignis so schnell wie möglich zu verdrängen und sämtliche Spuren nachhaltig zu vernichten. Wenige gehen den offensiven Weg, zeigen die Tat bei der Polizei an und nehmen damit eine Zeugenvernehmung, die polizeiliche Spurensicherung und damit das erneute gedankliche Durchleben des Übergriffes in Kauf.
Seit einigen Jahren wird in der Stadt Leipzig ein Modell erprobt, welches es Opfern von sexuellen Übergriffen ermöglicht, Spuren der Tat "gerichtsfest" auch ohne sofortige polizeiliche Anzeige vertraulich sichern zu lassen. Hierfür wurden zwischen dem Krankenhaus "St. Elisabeth", dem Frauennotruf Leipzig und einer rechtsmedizinischen Praxis die Möglichkeit der gerichtsverwertbaren Befunddokumentation und Spurensicherung nach (häuslichen) Gewalttaten, insbesondere Sexualstraftaten, geschaffen. Den Opfern wird so die Möglichkeit gegeben, auch dann noch auf Tatspuren zurückgreifen zu können, wenn sie sich psychisch stabilisiert haben und sich in der Lage sehen, eine entsprechende Anzeige zu erstatten.
Bei der vertraulichen Spurensicherung handelt es sich um ein wichtiges präventives Instrument im Hilfenetzwerk. ÄrztInnen sind häufig die ersten AnsprechpartnerInnen und sollten bei der Erstuntersuchung von Opfern sexueller Übergriffe zu professionellen Befunddokumentationen und Spurensicherung in der Lage sei