Befragungsstandards in Deutschland

Birgit Galley
School GRC, School CIFoS der Steinbeis-Hochschule Berlin
Mascha Körner
Landeskriminalamt Niedersachsen
Prof. Dr. Holger Roll
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege

Abstract:
Erfolgreiche Polizeiarbeit und damit wirksame Kriminalitätsbekämpfung setzt validiertes Handlungswerkzeug voraus. Eine zentrale Voraussetzung für die Verwertbarkeit von Personenbeweisen im Strafverfahren ist dabei die polizeiliche Vernehmung. Umso verwunderlicher scheint es, dass bundesweit bislang weder einheitlich standardisierte Befragungsmethoden noch strukturierte Abläufe im Vernehmungskontext existieren. Vielmehr liegt eine sehr heterogene Vernehmungspraxis vor, bei der vielerorts vor allem auf Erfahrungswerte gesetzt wird, ohne dabei kriminologische Ansätze bzw. methodische Analyse und Reflexion ausreichend einzubeziehen.
Mit dem Projektspot wird ein Einblick in aktuelle Untersuchungen des BMBF-geförderten Projekts ‚Befragungsstandards in Deutschland – BEST‘ gegeben, das über praxisnahe Forschung in und mit der Polizei den Versuch unternimmt, die bestehende Vernehmungspraxis hinsichtlich bewährter Methoden und Abläufe zu analysieren und zeitgleich auf ein kriminologisch-kriminalistisches Theoriegerüst zu stellen, um daraus bundesweit einheitliche Standards für die Befragungspraxis zu entwickeln. Der Vortrag wird zunächst den Status-quo polizeilicher Vernehmung in Aus- bzw. Fortbildung sowie beruflicher Praxis beleuchten, um anschließend daran orientiert mögliche rechtliche, organisatorische oder taktische Lücken aber auch bewährte Ansätze und Konzepte zu diskutieren.
Birgit Galley
 Birgit Galley

Die studierte Betriebswirtschaftlerin ist seit Anfang der 1990er Jahre als Betrugsermittlerin (Certified Fraud Examiner) auf dem Gebiet der Korruptionsprüfung tätig.

Als Geschäftsführerin der Forensic Management GmbH betreut sie seit Mitte der 1990er Jahre Unternehmen verschiedener Branchen sowohl in der repres-siven Aufbereitung eingetretener Schadensfälle als auch in der präventiven Beratung zum Aufbau geeigneter Compliance-Strukturen.
Sie ist stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende in einer Berliner landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft sowie Aufsichtsratsvorsitzende in zwei Wohnungs-genossenschaften. Von Januar 2011 bis Dezember 2012 war sie Partner bei der KPMG AG am Standort Berlin für den Fachbereich Forensik.
Sie ist Initiatorin, Gründungsmitglied und Mitglied im Verwaltungsrat des DICO - Deutsches Institut für Compliance e.V. Seit 2016 ist sie Mitglied der Ethik-kommission des DFB.
In ihrer Funktion als Direktorin der School GRC und School CIFoS an der Steinbeis-Hochschule Berlin ist sie verantwortlich für die staatlich-anerkannten und akkreditierten Ausbildungen zum MBA in Wirtschaftskriminalität & Com-pliance und Master Kriminalistik, zum Certified Compliance Expert (CCE) so-wie zum Certified Investigation Expert (CIE).
Sie ist seit 2012 Lehrbeauftragte an der School CIFoS | Institut für Kriminalistik. Ihre Lehrschwerpunkte liegen in der Korruptionsbekämpfung, der Durchfüh-rung unternehmenseigener Ermittlungen sowie der operativen Fallbearbei-tung.

Mascha Körner
 Mascha Körner

Als studierte Psychologin mit kriminologischem Schwerpunkt arbeitete Mascha Körner im vom BMBF geförderten deutsch-österreichischen Projekt "Prävention und Intervention bei Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung (PRIMSA)", wo sie kriminalistische, sozialräumliche und kriminalpräventive Perspektiven des Phänomens untersuchte. Seit März 2018 ist sie beim Landeskriminalamt Niedersachsen zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt "Sicherheit und Vielfalt im Quartier (DiverCity)" tätig, wo sie vor allem für kriminologische Fragestellungen aus qualitativer Sicht zuständig war. Seit 2019 forscht sie als wissenschaftliche Leiterin im BMBF-Projekt "Befragungsstandards für Deutschland (BEST)" an polizeilichen Vernehmungsstandards. Parallel zu ihrer wissenschaftlichen Projekttätigkeit promoviert sie über "Psychische Abhängigkeiten zwischen Tätern und Opfern im Bereich Menschenhandel/Zwangsprostitution".

Prof. Dr. Holger Roll
Prof. Dr. Holger Roll

Der diplomierte Kriminalist studierte Kriminalistik an der Humboldt Universität zu Berlin. 1990 verteidigte er seine Dissertation zum Thema: „Effektivierung der Täterermittlung durch dezentrale computergestützte Rechercheprojekte“. Seit 1992 ist an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege Mecklenburg-Vorpommern in der Lehre tätig. Hier wurde er 2016 zum Professor für Kriminalwissenschaften (Kriminalistik, Kriminaltechnik, Kriminologie) ernannt. Zusätzlich hat Prof. Dr. Roll Lehraufträge an anderen Universitäten und Institutionen inne und war u.a. von 2007-2013 nebenamtlicher Dozent an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller Universität Jena. Seit 2012 ist Prof. Dr. Holger Roll als Lehrbeauftragter am Institut für Kriminalistik tätig und übernahm 2016 die wissenschaftliche Leitung für den Masterstudiengang Kriminalistik. Seit 2015 unterrichtet er an der Hochschule Wismar als nebenamtlicher Dozent Kriminalistik im Studiengang „IT-Forensik“.
Prof. Dr. Roll arbeitete in zahlreichen Forschungsprojekten mit, zuletzt an der Untersuchung zum Dunkelfeld der Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern.
Von 2003 bis 2012 war Prof. Dr. Roll der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kriminalistik e.V. (DGfK) und ist Autor zahlreicher Fachpublikationen.

20. Mai 2019
17:30 - 17:50 Uhr
Projektspot
Estrel-Saal C-4