"Lebenswerte Städte unter Bedingungen sinkenden materiellen Wohlstands"
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Die Stiftung für kulturelle Erneuerung DenkwerkZUKUNFT und die Gerda Henkel Stiftung haben am 03.09.2012 das Memorandum "Lebenswerte Städte unter Bedingungen sinkenden materiellen Wohlstands - Herausforderungen und Maßnahmen" veröffentlicht.
Städte und Gemeinden haben künftig noch größere Herausforderungen zu meistern als bislang: stark alternde und zahlenmäßig oft abnehmende Bevölkerungen, die Integration vieler Zuwanderer, klimatische Veränderungen, steigende Energiepreise, ein beschleunigter wirtschaftlicher Wandel und anderes mehr. Und zugleich spricht vieles dafür, dass aufgrund rückläufigen Wirtschaftswachstums und sinkenden materiellen Wohlstands ihre finanziellen Gestaltungsräume deutlich enger werden.
Nach einer Phase rascher Expansion treten die Städte und Gemeinden in Deutschland somit früher oder später in eine Phase der Stagnation ein, die immer öfter in Kontraktion umschlagen wird. Wie dies konkret geschehen wird, ist ungewiss. Sicher ist, dass die Veränderungen ungleichzeitig eintreten und Städte und Gemeinden unterschiedlich auf sie eingestellt sind. Die vom Denkwerk Zukunft vorgeschlagenen Maßnahmen eignen sich deshalb nicht für alle Städte gleichermaßen. Folglich schlägt das Denkwerk Zukunft eine Art Werkzeugkasten vor, aus dem sich jede Kommune diejenigen Instrumente auswählen sollte, die ihr für die Bewältigung ihrer spezifischen Aufgaben am geeignetsten erscheinen.
Das Oberziel muss sein, Städte und Gemeinden möglichst widerstandsfähig gegenüber vielem Unvorhersehbaren zu machen, indem sie - ohne beliebig zu werden - ihre Strukturen möglichst offen und flexibel halten. Das erfordert Weichenstellungen, die das Überkommene überwinden: Umbau- und Rückbau statt weiterem Flächenverbrauch oder Vermeidung von Verkehr statt dessen Ausbau.
Voraussetzung hierfür ist ein grundlegender Bewusstseinswandel: ein erneuerter Bürgersinn. Die Bürger müssen mehr leisten als Steuern und Abgaben. Ideen, Sachleistungen und die Bereitschaft, für sich und die Allgemeinheit wesentlich stärker Verantwortung zu übernehmen als bisher, müssen hinzukommen. Die öffentlichen Verwaltungen hingegen müssen begreifen, dass bürgerschaftliches Engagement kein Störfaktor, sondern tragendes Element für ein gedeihliches Zusammenleben ist und Frei- und Gestaltungsräume braucht, um sich zu entwickeln. Je stärker sich dieser Bürgersinn entfaltet, desto eher können sich die Bürger mit ihrer Stadt identifizieren.
Werden Bürgerbeteiligung, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Identität mit der Stadt gestärkt, braucht der Rückgang materiellen Wohlstands nicht mit einem Verlust an Lebensqualität einherzugehen. Lebensqualität erwächst dann vermehrt aus immateriellen Potentialen von Urbanität. Voraussetzung hierfür ist die Mitwirkung jedes Einzelnen, aber auch eine bürgeroffenere Kommunalpolitik und nicht zuletzt eine bewusst ästhetische Gestaltung von Städten und Gemeinden.
Bewusst ästhetisches Bauen hat deshalb unter den vom Denkwerk Zukunft vorgeschlagenen Maßnahmen besondere Bedeutung. Diese Maßnahme erfordert nicht mehr Geld, sondern mehr Ideen, Geschmack und die Bereitschaft aller Beteiligten, den Maximen von Harmonie und Schönheit zu genügen. Darüber hinaus sollten Städte so gestaltet werden, dass sie
- öffentliche Ausgaben mit sinkenden Einnahmen zur Deckung bringen,
- Flächen sparsam und effizient nutzen,
- öffentliche Räume aufwerten,
- die soziale Durchmischung erleichtern,
- beim Mobilitätsverhalten die Maximen: weniger, langsamer, sparsamer verfolgen,
- Energie sparen und auf den Klimawandel vorbereitet sind.
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