Was Armut für die Bildungschancen bedeutet. Die Folgen der Kinderarmut belasten Deutschlands Zukunft – Perspektiven und konkrete Handlungsvorschläge

Soeben hat das Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass das Sozialgeld für die Kinder aus Hartz-IV-Familien auf eine Weise festgelegt wurde, die dem Grundgesetz widerspricht. Schon deshalb drohe „den hilfebedürftigen Kindern der Ausschluss von Lebenschancen“. Tatsächlich ist der Schulerfolg eines Kindes in kaum einem anderen Industrieland so stark abhängig vom sozialen Status der Eltern wie in Deutschland. Denn das hiesige Bildungssystem setzt in besonders starkem Maß darauf, dass die Eltern ihr Kind unterstützen können. Die Folge: Die allseits bemitleideten Kindern armer Familien wachsen zu Jugendlichen ohne berufliche Perspektive heran, die sich um ihre Chancen betrogen fühlen. Das ist einerseits Dynamit für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft und somit ein politisches Problem. Und andererseits ist es ein ökonomisches Problem. Deutschland kann es sich nicht leisten, das Viertel seiner Jugend einfach abzuschreiben, das maximal den Hauptschulabschluss erreicht und somit kaum Chancen auf eine Berufsausbildung hat. Investitionen in die frühe Förderung und die schulische Bildung von Kindern armer Familien zahlen sich für den Staat auch finanziell in besonderem Maße aus, wie empirische Studien belegen. Sie sind die beste Prävention gegen ausufernde Arbeitslosigkeits- und Kriminalitätskosten. Der Kampf gegen die Kinderarmut und die daraus resultierende Chancenungerechtigkeit gehört ganz nach oben auf der politischen Agenda. Bund, Länder und Kommunen müssen dabei eng zusammenarbeiten. Es geht um Deutschlands Zukunft.
Auszug aus dem Buch
(Deutsch, PDF)

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