Kinder der Finsternis: Wie die Medien über Jugendkriminalität berichten
Dr. Thomas Hestermann
Hochschule Macromedia
„Mordswut: Die unheimliche Eskalation der Jugendgewalt“ titelt der Spiegel über die „Kinder der Finsternis“. Die Sat.1-Nachrichten zeigen das Video einer beinahe tödlichen Schlägerei und fragen: „Wer stoppt die Gewaltexzesse unter jungen Menschen?“ Wie typisch sind solche Schlagzeilen – neigen die Medien dazu, Gewalt insbesondere junger Tatverdächtiger zu dramatisieren?
Der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Hestermann analysiert seit zehn Jahren die Fernsehberichterstattung über Gewaltkriminalität. Er zeigt die Muster, nach denen die Klischees von Gewalt entstehen. Mit Kriminalstatistiken hat die Medienwirklichkeit wenig zu tun.
Berichtet wird vor allem tödliche und sexuelle Gewalt, die von Jugendlichen seltener als von Erwachsenen begangen wird. Während Tatverdächtige eher im Schatten der Wahrnehmung bleiben, stehen Opfer im Mittelpunkt journalistischer Auswahlentscheidungen, vor allem kindliche und weibliche Opfer.
Dabei stellt sich in der digitalen Gesellschaft die Frage nach medialer Verantwortung anders als bisher. Längst haben die klassischen Medien und der professionelle Journalismus an Wirkungsmacht eingebüßt. Broadcast yourself ist das Motto. Durch Handyvideos, die Täter und Täterinnen selbst über soziale Netze verbreiten, wird die Entwürdigung der Opfer grenzenlos. Zu beobachten ist damit eine neue Mediatisierung der Gewalt.
Der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Hestermann analysiert seit zehn Jahren die Fernsehberichterstattung über Gewaltkriminalität. Er zeigt die Muster, nach denen die Klischees von Gewalt entstehen. Mit Kriminalstatistiken hat die Medienwirklichkeit wenig zu tun.
Berichtet wird vor allem tödliche und sexuelle Gewalt, die von Jugendlichen seltener als von Erwachsenen begangen wird. Während Tatverdächtige eher im Schatten der Wahrnehmung bleiben, stehen Opfer im Mittelpunkt journalistischer Auswahlentscheidungen, vor allem kindliche und weibliche Opfer.
Dabei stellt sich in der digitalen Gesellschaft die Frage nach medialer Verantwortung anders als bisher. Längst haben die klassischen Medien und der professionelle Journalismus an Wirkungsmacht eingebüßt. Broadcast yourself ist das Motto. Durch Handyvideos, die Täter und Täterinnen selbst über soziale Netze verbreiten, wird die Entwürdigung der Opfer grenzenlos. Zu beobachten ist damit eine neue Mediatisierung der Gewalt.