Sind nationale Suizidpräventionsprogramme effektiv?
Georg Fiedler
Therapiezentrum für Suizidgefährdete (TZS)
Prof. Dr. Dr. Armin Schmidtke
Nationales Suizidpräventionsprogramm für Deutschland
Jährlich nehmen sich zur Zeit etwa 10.000 Menschen in der Bundesrepublik selbst das Leben. Zehn mal so viele versuchen es. Von jedem Suizid sind zahlreiche Personen aus dem Umfeld betroffen. Suizidales Verhalten stellt daher ein großes gesellschaftliches und gesundheitspolitisches Problem dar. Die unterschiedliche Suizidproblematik in verschiedenen Ländern und Kulturen, sowie zahlreiche Studien zeigen aber, dass es Möglichkeiten der gezielten Beeinflussung der Suizidraten gibt. Die Primärprävention versucht, allgemeine veränderbare Entstehungsfaktoren von Suizidalität, wie Problembewußtsein, Stigmatisierung, Methoden und Medieneffekte zu modifizieren oder zu verhindern. Entgegen vieler Vorurteile gibt es zahlreiche Einflusssmöglichkeiten. In der Sekundärprävention wird neben der besseren Bestimmung von Risikogruppen, der rechtzeitigen Beurteilung von Suizidgefährdung und der Erkennung von veränderbaren individuellen und allgemeinen Risikofaktoren und –zeiten eine daraus folgende optimale Therapie und Fürsorge entwickelt. Tertiäre Prävention umfasst die notwendige Nachbetreuung. Viele Länder weisen bereits umfassende nationale Suizidpräventions-programme auf. Ihre Wirksamkeit ist jedoch umstritten. Zum Teil liegen die widersprüchlichen Auffassungen an methodischen Schwierigkeiten, die die langfristig notwendigen Maßnahmen außer Betracht lassen. Ferner wird oft eine notwendige Anlaufphase, Permanenz und Nachhaltigkeit der Maßnahmen nicht berücksichtigt.