Zivilcourage: Wertediskussionen starten statt Handlungsanweisungen erteilen.
Martin Boess
Schweizerische Kriminalprävention
Die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) informiert im politischen Auftrag über die Verhinderung von Straftaten, damit sich die Einwohner der Schweiz schützen können und nicht Opfer werden. Sie nimmt diese Aufgabe mit der Polizei und anderen Akteuren wahr. Normalerweise wird über die Delikte informiert und es werden Verhaltenstipps erteilt, wie man sich am besten schützen kann – z.B. vor Betrügern im Internet, vor Einbrechern oder Trickdieben. Beim Thema Zivilcourage geht die SKP aber einen anderen Weg: Im Herbst 2014 hat sie eine Kampagne mit dem Titel «Bitte mischen Sie sich ein» gestartet, die - anders als bisherige Kampagnen - nicht in erster Linie konkrete Handlungsanweisungen vermittelt, sondern Bürgerinnen und Bürger bewusst macht, wie kostbar ein freies und demokratisches Gemeinwesen ist. Mit dem Kinospot «Rote Karte» und einer Broschüre zum Film hat die SKP eine Diskussion darüber angestossen, welche Verhaltensweisen dem kollektiven Zusammenleben schaden, wo Respektlosigkeit und Intoleranz beginnen und wie Konflikte in der rechtlichen Grauzone gemeinschaftlich gelöst werden können. Das Konzept dieser Kampagne beruht einerseits auf der Überzeugung, dass sich sozialer Zusammenhalt, Mitmenschlichkeit und Anstand nicht erzwingen lassen, schon gar nicht durch die Polizei, und andererseits auf der Erkenntnis, dass jeder für sich ein Wertesystem in sich tragen muss.