Gewaltprävention im Wandel – 30 Jahre Berlin gegen Gewalt
Ingo Siebert
Landeskommission Berlin gegen Gewalt
Gewaltprävention stärkt die Gesellschaft, die Demokratie und den Zusammenhalt. Doch was kann sie in Krisenzeiten leisten? Der Blick auf Gewaltphänomene im städtischen Kontext und die daraus resultierende Praxis haben sich verändert: Standen in Berlin vor 30 Jahren noch repressive „Null-Toleranz“-Strategien auf der Grundlage der „Broken-Windows“-Theorie im Vordergrund, so sind mit der Gründung der Landeskommission Berlin gegen Gewalt soziale Prävention, integrierte Handlungskonzepte und Betroffenenperspektiven in den Vordergrund gerückt. Insbesondere der Blick auf Jugendgewalt hat sich verändert. Nicht die Kinder und Jugendlichen sind das Problem. Sie sind vielmehr das Bindeglied zwischen Gegenwart und Zukunft. Es geht darum, Risikofaktoren abzubauen und Schutzfaktoren gegen Gewalt zu stärken. Dies gilt in Bezug auf Armut, soziale Benachteiligung und Gewalt, neue Geschlechterrollen, Diversität, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Cybergewalt. Dazu wurden Evidenz- und Beteiligungsstrukturen geschaffen, ein Gewaltpräventionsgesetz ist in Vorbereitung. Das Berliner Modell zeigt, dass ein quartiersbezogener, ressortübergreifender, interdisziplinärer und innovativer Blick notwendig ist, um mit herausfordernden Situationen lösungsorientiert umzugehen. Wo liegen die Resilienzpotenziale, aber auch die Grenzen dieser Arbeit, wenn z.B. internationale Konflikte die Stadt erreichen?