04.09.2024

Am besten null Promille – neues DGE-Positionspapier zu Alkohol

Lang­e galt Alk­o­hol in Maßen als ak­zep­tabel. Ein a­bend­lich­es Glas Bier oder Wein wur­de mit ei­ner et­was ge­ring­er­en Sterb­lich­keits­wahr­schein­lich­keit in Ver­bin­dung ge­bracht – be­zeich­net als das so ge­nann­te „French Paradox“. Die Deut­sche Ge­sel­lschaft für Er­nähr­ung e. V. (DGE) hat ein neu­es Po­si­tions­pa­pier zu Al­ko­hol  ver­öf­fen­tlicht. Es er­setzt den bis­her her­aus­ge­ge­ben­en Ref­er­enz­wert für die Al­ko­hol­zu­fuhr.

 

Die Daten zeigen, dass es keine risikofreie Menge für einen unbedenklichen Konsum gibt. Selbst geringe Mengen können das Risiko für verschiedenste Krankheiten erhöhen und damit die Gesundheit gefährden. „Die DGE empfiehlt daher, auf alkoholische Getränke zu verzichten. Wer dennoch Alkohol trinkt, soll vor allem hohe Alkoholmengen und Rauschtrinken vermeiden. Das gilt insbesondere für junge Menschen. Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sollen auf Alkohol generell verzichten“, sagt Dr. Kiran Virmani, Geschäftsführerin der DGE. Die Fachgesellschaft leitet in ihrem Positionspapier Handlungsempfehlungen für die Bevölkerung ab. Dabei berücksichtigt sie Schätzungen zur Höhe der Alkoholmenge, die das Risiko von gesundheitlichen Folgen für gesunde erwachsene Menschen minimieren.

Menschen in Deutschland trinken im weltweiten Vergleich durchschnittlich mehr als doppelt so viel Alkohol 
Dass Deutschland im internationalen Vergleich mit 12,2 l pro Kopf und Jahr als Hochkonsumland zählt, belegen parallel zum aktuellen DGE-Positionspapier veröffentlichte Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO)1. Die durchschnittlich konsumierte Alkoholmenge ist in Deutschland damit mehr als doppelt so hoch wie die durchschnittliche Trinkmenge von weltweit 5,5 l pro Kopf und Jahr.

Gesundheitliche und soziale Auswirkungen von Alkoholkonsum
Alkohol trinken steht im Zusammenhang mit mehr als 200 verschiedenen negativen gesundheitlichen Folgen wie Krankheiten und Unfällen. Neben den kurzfristigen Auswirkungen von Alkoholkonsum, die Unfälle, Verletzungen und Gewalt begünstigen, erhöht er unter anderem das Risiko für die Entstehung von Krebserkrankungen, v. a. Brust- und Dickdarmkrebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Bluthochdruck und Lebererkrankungen. Mit 7 kcal/g ist der Energiegehalt von Alkohol fast so hoch wie der von Fett mit 9 kcal/g. Vor allem riskante Alkoholmengen und das Rauschtrinken verringern die Lebensqualität und erhöhen das Risiko für Krankheiten und vorzeitigen Tod. Sind Gesundheit und Leistungsfähigkeit durch Alkoholkonsum beeinträchtigt, kann dies zu finanziellen Problemen bis hin zu sozialer Ausgrenzung führen. Alkoholbelastete Familien haben häufig einen niedrigeren sozioökonomischen Status. Kinder dieser Familien sind meist schlechter in der Schule und häufiger sozial ausgegrenzt oder stigmatisiert. Alkoholkonsum in Deutschland verursacht erhebliche gesellschaftliche Kosten von insgesamt rund 57 Mrd. Euro pro Jahr. Auf die Behandlung von alkoholbedingten Erkrankungen sowie Arbeitsunfähigkeit, Rehabilitation etc. entfallen 16,6 Mrd. Euro, für Personen- und Sachschäden sowie Arbeitsunfähigkeit, Frühverrentung etc. etwa 40 Mrd. Euro.

Bessere Alkoholprävention für die Menschen in Deutschland
Zwar existieren bereits eine Vielzahl an Präventionskampagnen und -programmen hierzulande, im internationalen Vergleich ist Deutschland in der Umsetzung der Maßnahmen allerdings unterdurchschnittlich, z. B. bei der Einschränkung der Verfügbarkeit von Alkohol oder bei Maßnahmen gegen Alkohol am Steuer. Dies und der resultierende hohe Alkoholkonsum trägt mit dazu bei, dass die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern mit hohem Einkommen niedriger ist. Um das gesellschaftliche Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken des Alkoholkonsums zu verbessern und den Alkoholkonsum, alkoholbedingte Gesundheitsprobleme sowie die alkoholbedingte Sterblichkeit und negative soziale Folgen zu reduzieren, ist eine Kombination verschiedener Maßnahmen zur Verhaltens- und Verhältnisprävention („policy mix“) erforderlich. Haupthandlungsfelder in der Verhältnisprävention sind beispielsweise eine eingeschränkte Verfügbarkeit von bzw. ein begrenzter Zugang zu Alkohol z. B. durch räumliche oder zeitliche Beschränkungen, Werbebeschränkungen, verbessertes Screening und Beratung im Gesundheitssystem für Menschen mit hohem Alkoholkonsum.

 
Ein Service des deutschen Präventionstages.
www.praeventionstag.de

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