Prävinarreihe in Kooperation mit RAN (März bis Juli 2016)
Die erste Reihe von vier Online-Seminaren wurde vom dpt-i in Kooperation mit dem Radicalisation Awareness Network (RAN) durchgeführt. Unter dem Oberthema "Prävention von Radikalisierung" wurden verschiedene Aspekte erklärt und diskutiert. Die Aufzeichnungen der Prävinare werden Ihnen auf dieser Seite zur Verfügung gestellt. Die Prävinare wurden in englischer Sprache gehalten.
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Prävinar#01: Unterstützung für Familien im Umgang mit Radikalisierung - Supporting Families in Dealing with Radicalisation
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Das erste Prävinar fand am 1. März 2016 statt. Familien können Schlüsselpersonen in der Prävention von Radikalisierung sein. Sie können als wichtiger Vermittler für Veränderungen auftreten und umfangreiche Unterstützungsstrukturen für radikalisierte Einzelpersonen bieten. Familiäre Unterstützung kann in unterschiedlichen Phasen einsetzen, bei den ersten Zeichen einer beginnenden Radikalisierung, wenn eine Person sich bereits an extremistischen Aktivitäten beteiligt oder wenn jemand sich in einem Rehabilitations- oder Reintegrationsprogramm befindet. In diesem Online-Seminar werden einige Erfahrungen sowie best practices im Bereich familiärer Unterstützung diskutiert.
Referentin dieses Prävinars ist Merel Molenkamp, Consultant Radar Advies. Innerhalb des RAN ist Merel Molenkamp Teil des Sekretariats, das das gesamte Netzwerk sowie die RAN-Arbeitsgruppen unterstützt. Außerdem ist sie an verschiedenen Projekten beteiligt, die sich auf den öffentlichen und sozialen Bereich sowie die Präventionsarbeit beziehen, wie z.B. ein Pilotprojekt zur Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Arbeitsunfähigkeit. Darüber hinaus ist sie an der strategischen Beratung von EU-Mitgliedsstaaten beteiligt.
Prävinar#02: Umgang mit Radikalisierung in der Schule - Dealing with Radicalisation at Schools
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Präsentation von Karin Heremans
Dieses Online-Seminar hat am 18. April 2016 stattgefunden. Das späte Jugend- bzw. frühe Erwachsenenalter gilt als besonders anfällig für Radikalisierungsprozesse. Aus diesem Grund können Sekundarschulen Orte sein, an denen Jugendliche besorgniserregende Signale oder gar explizit radikales Verhalten zeigen. Der derzeitige Zustrom von Jugendlichen zum IS übt politischen und sozialen Druck auf das Bildungssystem aus und zwingt dieses zur Auseinandersetzung mit dem Thema Radikalisierung. Wie können Schulen diese Aufgabe bewältigen und dabei gleichzeitig ein positives Lernumfeld sein, in dem sich Lehrer und Schüler wohlfühlen? Was können Schulen für einen Resilienzaufbau gegenüber extremistischem Gedankengut tun?
Jesper Holme (Aarhus, Dänemark) spricht darüber, wie junge Menschen sie selbst bleiben und gleichzeitig Teil eines größeren „Wir“ sein können. Was ist die Verbindung zwischen einem Gleichgewicht aus persönlichen Fähigkeiten und täglichen Herausforderungen und der Motivation zu denken und zu sagen, was du denkst und meinst? Und wie steht es mit der Entwicklung kritischen Denkens? Seit 2009 ist Holme Teil der Arbeitsgruppe „Prevention of Radicalisation and Discrimination in Arhus“, einer Kooperation zwischen Ost-jütländischer Polizei, Sozialdiensten und dem Bildungssystem in Aarhus. Holme ist ehemaliger Lehrer und pädagogischer Leiter und arbeitet derzeit an der Weiterentwicklung des Bildungssystems und als Mentor und Berater unter dem „Aarhus Modell“.
Karin Heremans (Antwerpen, Belgien) berichtet darüber, wie sie in das Thema involviert wurde, als sich Jugendliche an ihrer Schule radikalisierten. Da es zu dieser Zeit keine Unterstützung gab, entwickelte sie ihr eigenes Programm zum Umgang mit radikalisierten Jugendlichen und zur Eröffnung neuer Perspektiven. Neben der Arbeit als Direktorin an einer Sekundarschule übernahm Heremans in diesem Jahr das Amt als Expertin und Politikberaterin zum Thema Radikalisierung bei „GO!“, eines der führenden flämischen Bildungsnetzwerke. Sie ist eine der beiden Vorsitzenden der „Education Working Group“ bei RAN. Sie veröffentlichte mehrere Artikel zum Thema, darunter der kürzlich erschienene Beitrag „Onderwijs in tijden van onmacht“ (Bildung in Zeiten von Machtlosigkeit) veröffentlicht in „Lokroep van IS“ (Die Verlockung des IS) und herausgegeben von P. Loobuyck.
Prävinar#03 Der Beitrag von "Community Policing" (bürgernahe Polizeiarbeit) in der Prävention von Radikalisierung
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Präsentation von Darren Coventry-Howlett
Garda Racial, Intercultural and Diversity Office
Präsentation von Teemu Metsäpelto
Hauptkommissar der Polizeidirektion Helsinki, Finnland.
Am 27. Juni 2016 veranstalteten der Deutsche Präventionstag und das Radicalisation Awareness Network ein Webinar zum Beitrag von „Community policing“ (bürgernaher Polizeiarbeit) in der Prävention von Radikalisierung.
Die Präsenz der Polizei in Wohnumfeldern und Nachbarschaften geht über Informationsbeschaffung, Patrouillengänge und Vertretung des Gesetzes hinaus. In Kontakt zu kommen und mit Personen und Gruppen Partnerschaften aufzubauen ist der Schlüssel, um gemeinsam präventiv zu arbeiten und gemeinsam die Verantwortung für Sicherheitsfragen zu tragen. Dies gilt weniger für „gewöhnliche“ kriminelle Handlungen wie Ladendiebstahl oder Straßenkriminalität. Doch für die Prävention von Radikalisierung ist bürgernahe Polizeiarbeit wesentlich. Da sich die ersten Anzeichen für Radikalisierung in der Regel zunächst an der Basis zeigen, sind Polizeibeamte an der Front dieses Phänomens. Die Beziehung zwischen der Polizei und gefährdeten Gemeinschaften ist eine besondere Herausforderung für die bürgernahe Polizeiarbeit im Allgemeinen und besonders wenn es zu Radikalisierungen kommt. Oftmals ist das Vertrauen in Behörden und zu Polizeivertretern bei ihnen geringer. Mit dem Thema der Radikalisierung wird eine sensible Angelegenheit angesprochen, die einen vorsichtigen und gut durchdachten Ansatz erfordert.
In dem Prävinar werden Beispiele von „Community policing” im Umgang mit Radikalisierung aus ganz Europa gezeigt. Referent ist Teemu Metsäpelto, Hauptkommissar der Polizeidirektion Helsinki, im Bereich Präventive Polizeiarbeit. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung im Bereich des Gemeinwesens und der Prävention in der Hauptstadt von Finnland. Der Bereich der Präventiven Polizeiarbeit wurde 2012 gegründet und hat eine breite Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden, anderen Behörden, NGOs, Verbänden, mehrsprachigen, multikulturellen und religiösen Gemeinschaften sowie Bürgern von Helsinki aufgebaut, um die Sicherheit der Stadt zu verbessern und Phänomene, die die Sicherheit gefährden, zu verhindern. In seiner täglichen Arbeit hat sich Herr Metsäpelto auf die Arbeit mit den muslimischen Gemeinschaften in Helsinki konzentriert, sowie auf die Verhinderung von gewaltsamen Radikalismus und Extremismus, vor allem in den mehrsprachigen und multikulturellen Gemeinschaften. Derzeit leitet Herr Metsäpelto als Projektmanager ein landesweites Projekt in Präventiver Polizeiarbeit. Er hat einen Masterabschluss in Sozialwissenschaften, in Politischer Geschichte sowie Russischen und Osteuropäischen Studien an der Universität Helsinki.
Prävinar#04 Der Beitrag "Kommunale Deradikalisierungsarbeit"
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Präsentation von William Baldet
Leicester CVE Coordinator, UK
Präsentation von Diana Schubert
Stadt Augsburg, Geschäftsführerin des Kriminalpräventiven Rates
Wie gehen Städte mit den Gemeinden um, wenn es um das heikle Thema der Radikalisierung geht? Das ist das Thema dieses Online-Seminars, das am 11. Juli 2016 stattgefunden hat. Zwei Experten, die an der Basis tätig sind, sprechen über ihre Erfahrungen mit dem Einbezug und der Arbeit mit Gemeinden: Diana Schubert aus Augsburg (Deutschland) und William Baldet aus Leicester in Großbritannien.
Die Beschäftigung mit der Rolle der Gemeinden und deren Unterstützung ist bei der Verhinderung von Radikalisierung, die zu gewalttätigem Extremismus führt, von entscheidender Bedeutung. Dort lebende Gemeinschaften und Familien können Unterstützung und Beratung innerhalb der Gemeinschaft bieten. Darüber hinaus können sie eine Rolle dabei spielen, extremistische Erzählungen und Nachrichten in Frage zu stellen und alternative Erzählungen liefern. Wenn es um die Menschen in Gefahr der Radikalisierung geht, können Gemeinden auch eine Fülle von Wissen und Informationen zur Verfügung stellen, die den Behörden helfen könnten. Die Gemeinschaften ihrerseits müssen auch Unterstützung erhalten und gehört werden, wenn Extremismus zu Kummer, Verletzlichkeit und Angst beiträgt.
Auf Vertrauen basierende Beziehungs-Gemeinschaften zu schaffen ist wichtig, um diese einbinden und befähigen zu können. Ein wesentliches Element des Engagements für die Gemeinschaft ist eine wechselseitige und transparente Beziehung zwischen den Gemeinden und den lokalen Behörden. Gegenseitig bedeutet, dass Beschwerden und praktische Bedürfnisse der Gemeinden auch angegangen werden sollten. Transparenz bei den Beweggründen für das Engagement und während des ganzen Prozesses wird auch die Chancen erhöhen, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.