Zur Entstehung und zu kriminologischen Folgen kindlicher Wertorientierungen
Prof. Dr. Dieter Hermann
Universität Heidelberg
Dr. Angelika Treibel
BeKo Rhein-Neckar
Die Wertorientierungen einer Person haben einen Einfluss auf ihr Denken und Handeln, insbesondere auf die Akzeptanz von Rechtsnormen und Delinquenz. Diese Beziehung wurde bereits mehrfach untersucht und bestätigt. Weitgehend unklar ist jedoch, wie individuelle Werte entstehen und warum sie sich verändern. Inglehart, der weltweit bekannteste Werteforscher geht davon aus, dass individuelle Wertorientierungen erst während der Adoleszenzphase entstehen, wobei die Knappheit gesellschaftlicher Ressourcen für die Ausbildung von Wertepräferenzen von Bedeutung sei. Eine alternative Erklärung ist, dass Eltern ihren noch jungen Kindern ein religiöses Wertefundament vermitteln. Auf dieser Grundlage werden von den Kindern selbst durch die Reflexion von Werten nahestehender Personen und Gruppen weitere Wertorientierungen gebildet. Die Daten zur Überprüfung dieser Hypothesen stammen aus einer von der DFG geförderten Studie, an der sich Kinder und Eltern beteiligen. Beide Gruppen sollen viermal befragt werden, so dass Veränderungen und Wechselwirkungen untersucht werden können. Die ersten beiden Erhebungen wurden bereits durchgeführt; die dritte Welle ist für Frühjahr 2011 geplant. Erste Analysen mit den vorhandenen Daten scheinen die Hypothesen zu bestätigen. Zudem soll untersucht werden, ob bereits im Kindesalter Wertorientierungen einen Einfluss auf Gewaltbereitschaft haben.