Erziehung und soziale Werte
Dr. Melanie Wegel
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandete Wissenschaften
Im Rahmen eines Tübinger Jugend-Surveys wurden rund 3600 Jugendliche in unterschiedlichen Lebenslagen (Schüler und junge Inhaftierte)zu ihren Sozialisationerfahrungen und Wertorientierungen befragt. In diversen Veröffentlichungen konnten Zusammenhänge zwischen elterlichen Erziehungsstilen, sozialen Milieus und jugendlichen Wertorientierungen aufgezeigt werden. So zeigten Jugendliche die sich im Strafvollzug befanden weitaus stärkere Opfererfahrungen bezüglich ihrer Primärsozialisation und äusserten verstärkt sogenannte "subkulturellen" bzw. kriminogenen Wertorientierungen, wohingegen Jugendliche, die einen fürsorglich/kontrollierten Erziehungsstil erfahren hatten verstärkt sozialintegrative Wertorientierungen äusserten. Wertorientierungen stehen laut diesen Befunden in einem Zusammenhang mit sozialen Milieus und vor allem elterlichem Erziehungsverhalten. Familiäre Defizite, vor allem punitive und nachlässige Erziehungsstile, stellen somit unmittelbar eine Anforderung an mögliche sozialpädagogische Interventionen dar. Im Hinblick auf die herausbildung sozialer Werte und der Norminternalisierung können spezifische Präventionprojekte vor allem im schulischen Bereich entwickelt bzw. angewandt werden.