29.04.2024

Alkohol, E-Zigaretten, Cannabis: neuer Bericht von WHO/Europa zeigt besorgniserregende Trends beim Substanzgebrauch unter Jugendlichen

Alkohol ist die am häufigsten konsumierte Substanz, und E-Zigaretten sind beliebter als herkömmliche Zigaretten

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Ein neuer Bericht von WHO/Europa zeichnet ein besorgniserregendes Bild des Substanzkonsums unter Jugendlichen in Europa, Zentralasien und Kanada. So hat mehr als die Hälfte der befragten 15-Jährigen bereits mit Alkohol experimentiert, und es ist alarmierend, dass jeder Fünfte in letzter Zeit E-Zigaretten konsumiert hat – die Risiken für junge Menschen liegen auf der Hand. Die neuen Daten aus der Studie zum Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (HBSC-Studie) verdeutlichen auch, dass sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern beim Substanzgebrauch verringern, was die Notwendigkeit gezielter Präventionsstrategien unterstreicht. Die langfristigen Folgen dieser Trends sind erheblich, und die Politik kann es sich nicht leisten, diese alarmierenden Befundezu ignorieren.

Zu dem wichtigsten Ergebnissen zählen: Prävalenz des Alkoholkonsums: Alkohol ist die am häufigsten konsumierte Substanz unter Jugendlichen: 57 % der bfragten 15-Jährigen haben mindestens einmal Alkohol probiert, und fast 4 von 10 (37 %) gaben an, in den letzten 30 Tagen Alkohol konsumiert zu haben. Popularität von E-Zigaretten: E-Zigaretten sind inzwischen beliebter als herkömmliche Zigaretten: 32 % der befragten 15-Jährigen gaben an, schon einmal E-Zigaretten geraucht zu haben, 20 % von ihnen in den letzten 30 Tagen. Trends beim Cannabiskonsum: Der Cannabiskonsum ist leicht rückläufig: Der Anteil der 15-Jährigen, die schon einmal Cannabis konsumiert haben, sank von 14 % (2018) auf 12 % (2022). Verringerung der Kluft zwischen den Geschlechtern: Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern beim Substanzgebrauch nehmen rasch ab, und Mädchen im Alter von 15 Jahren ziehen beim Rauchen, Alkoholkonsum und E-Zigarettenkosum mit den Jungen gleich oder sogar an ihnen vorbei.

Alkoholkonsum unter Jugendlichen weit verbreitet

Alkohol ist bei Weitem die am häufigsten konsumierte Substanz unter Jugendlichen. Mehr als die Hälfte (57 %) der befragten 15-Jährigen haben mindestens einmal Alkohol probiert (Jungen: 56 %; Mädchen: 59 %), und fast 40 % gaben an, in den letzten 30 Tagen Alkohol konsumiert zu haben (Jungen: 36 %; Mädchen: 38 %). Etwa ein Zehntel (9 %) der Jugendlichen aller Altersgruppen hat schon einmal erhebliche Trunkenheit erlebt, d. h. war mindestens zweimal betrunken. Diese Rate steigt in alarmierender Weise von 5 % unter 13-Jährigen auf 20 % unter 15-Jährigen an, was den eskalierenden Trend beim Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen verdeutlicht. Darüber hinaus zeigen neuere Untersuchungen, dass auch die Häufigkeit von Trunkenheit in den vergangenen 30 Tagen mit dem Alter zunimmt, und zwar sprunghaft von 5 % bei den 13-Jährigen auf alarmierende 15 % bei den 15-Jährigen, was die dringende Notwendigkeit gezielter Interventionsstrategien verdeutlicht, um das wachsende Problem des Alkoholkonsums unter Minderjährigen einzudämmen. Diese Ergebnisse zeigen, wie verfügbar und normal Alkohol geworden ist und dass dringend wirksamere politische Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor alkoholbedingten Schäden erforderlich sind. 

E-Zigaretten unter Jugendlichen beliebter als herkömmliche Zigaretten

E-Zigaretten erfreuen sich unter Jugendlichen einer zunehmenden Beliebtheit. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass etwa ein Drittel (32 %) der 15-Jährigen schon einmal E-Zigaretten konsumiert hat, 20 % von ihnen sogar in den vergangenen 30 Tagen. Im Vergleich dazu hatten 25 % der 15-Jährigen schon mindestens einmal, und 15 % sogar in den letzten 30 Tagen eine herkömmliche Zigarette geraucht. Ein höherer Anteil des E-Zigarettenkonsums im Vergleich zum Zigarettenrauchen lässt sich schon ab der Altersgruppe der 13-Jährigen beobachten: So gaben 11 % der 13-Jährigen an, schon einmal eine Zigarette geraucht zu haben, während 16 % schon einmal eine E-Zigarette geraucht hatten. Außerdem gaben 5 % der 13-Jährigen an, in den letzten 30 Tagen eine Zigarette geraucht zu haben, während 9 % von ihnen in den letzten 30 Tagen eine E-Zigarette geraucht hatten. Die Tatsache, dass E-Zigaretten inzwischen beliebter sind als herkömmliche Zigaretten, macht gezielte Maßnahmen erforderlich, um dieses aufkommende Problem für die öffentliche Gesundheit anzugehen, etwa die Bekämpfung schädlicher Produktplatzierungen in Videospielen, Unterhaltungssendungen und anderen Inhalten, die sich über Multimedia-Plattformen an junge Menschen richten. „Ich spiele viele Videospiele“, sagt Imran, ein 15-jähriger Junge, den WHO/Europa in Schweden interviewt hat. „Wenn deine [Videospiel-]Figur ein alkoholisches Getränk oder eine Zigarette in der Hand hält, kann das dich beeinflussen und es normal erscheinen lassen.“ Die Studie unterstreicht die dringende Notwendigkeit von wirksamen Präventionsstrategien, um Jugendliche vor schädlichen Substanzen zu schützen. Es ist wichtig zu erkennen, dass die negativen Auswirkungen dieser Substanzen über die Konsumenten hinausgehen und die gesamte Jugend betreffen.

Cannabiskonsum leicht gesunken

Bei Cannabis gab mehr als ein Zehntel (12 %) der 15-Jährigen an, es schon einmal probiert zu haben, ein leichter Rückgang gegenüber 2018 (damals 14 %), während 6 % der 15-Jährigen angaben, in den letzten 30 Tagen Cannabis konsumiert zu haben. Ein frühzeitiger Cannabiskonsum kann zu Abhängigkeit und problematischen Konsummustern im späteren Leben führen. Auf Jugendliche zugeschnittene Präventionsmaßnahmen können wesentlich dazu beitragen, diese Risiken zu mindern und gesunde Entscheidungen zu fördern. Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Substanzgebrauch Jugendlicher verringern sich: Mädchen ziehen mit Jungen gleich. Die Studie enthüllt eine signifikante Verschiebung in den Substanzkonsummustern von Jugendlichen, die traditionelle Geschlechternormen in Frage stellt. In der Vergangenheit war der Substanzgebrauch unter Jungen weiter verbreitet als unter Mädchen, aber das Bild ändert sich gerade. Denn im Alter von 15 Jahren haben die Mädchen nicht nur aufgeholt, sondern teilweise die Jungen sogar überholt. Dies gilt für das Rauchen von Zigaretten, wo ein spürbarer Unterschied im Alter von 11 Jahren mit 15 Jahren verschwunden ist, für den Gebrauch von E-Zigaretten, bei dem die Mädchen die Jungen überholen, und für den Alkoholkonsum, bei dem die Mädchen geringfügig höhere Raten aufweisen. Das Verschwinden bisheriger geschlechtsspezifischer Unterschiede beim Substanzgebrauch, insbesondere bei älteren Jugendlichen, erfordert die Entwicklung von Präventionsstrategien, die den besonderen Erfahrungen und Bedürfnissen von Jungen wie Mädchen Rechnung tragen. Maßgeschneiderte Maßnahmen, die diese sich verändernde Dynamik berücksichtigen, sind für eine wirksame Prävention entscheidend.

Zum Schutz der Gesundheit von Jugendlichen sind Präventionsmaßnahmen erforderlich

Um den Konsum von Alkohol, Nikotin und Tabakprodukten einzudämmen und zu verhindern, dass junge Menschen diese Produkte konsumieren, müssen dringend umfassende Maßnahmen ergriffen werden, die in verschiedenen internationalen Verträgen und in Empfehlungen der WHO festgelegt sind. Dazu zählen:

  • die Erhöhung von Verbrauchsteuern;
  • die Einschränkung der Verfügbarkeit von Nikotin- und Tabakerzeugnissen sowie von Alkohol, z. B. durch Reduzierung der Verkaufszeiten oder -orte und die Durchsetzung eines gesetzlichen Mindestalters für den Erwerb solcher Produkte;
  • Verbot aller Aromastoffe, einschließlich Menthol und synthetischer Menthol-Analoga, in allen Nikotin- und Tabakerzeugnissen; und
  • Durchsetzung eines umfassenden Verbots von Werbung, Verkaufsförderung und Sponsoring in Mainstream-Medien und sozialen Medien. 

„Der weit verbreitete Konsum schädlicher Substanzen bei Kindern in vielen Ländern der Europäischen Region und darüber hinaus ist eine ernste Bedrohung für die öffentliche Gesundheit“, sagt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „In Anbetracht der Tatsache, dass sich das Gehirn noch bis Mitte 20 weiterentwickelt, müssen Jugendliche vor den Auswirkungen giftiger und gefährlicher Produkte geschützt werden. Leider sind Kinder heute ständig der gezielten Online-Werbung für schädliche Produkte ausgesetzt, während die Populärkultur, z. B. Videospiele, diese normalisiert. WHO/Europa arbeitet zusammen mit den Ländern darauf hin, allen jungen Menschen überall den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen. Dazu gehört, sie vor giftigen und süchtig machenden Produkten zu schützen, die ihre Lebensqualität in den vor ihnen liegenden Jahren beeinträchtigen könnten.“

 

Ein Service des deutschen Präventionstages.
www.praeventionstag.de

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