08. Zwischenruf: Erich Marks im Gespräch mit Joachim Schneider
Heute ist Dienstag, der 31. März 2020. Ich bin Erich Marks und als Geschäftsführer des Deutschen Präventionstages freue ich mich über ihr Interesse an unseren Zwischenrufen zur Prävention in Zeiten der Corona-Epidemie und von COVID-19.
Zum heutigen Zwischenruf begrüße ich am Telefon Joachim Scheider, den Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, häufig auch kurz ProPK genannt. Herr Schneider ist leitender Polizeibeamter und seit vielen Jahren ein national und europäisch gut vernetzter Kenner der polizeilichen Kriminalprävention.
Herr Schneider, ich begrüße Sie herzlich und darf Sie zunächst fragen, welche Präventionsfragen ihnen aktuell besonders wichtig erscheinen:
Unsere Arbeit hat sich nicht verändert, allerdings – wie bei so vielen – die Rahmenbedingungen. Viele Kolleginnen und Kollegen befinden sich im Homeoffice. Virtuelle Plattformen und Arbeitsräume für Gruppen, Telefonkonferenzen und jede Menge Emails prägen unseren Tagesablauf.
Aber wir haben uns organisiert und sind weiter damit befasst, Themen und Entwicklungen möglichst frühzeitig zu antizipieren oder zumindest sofort zu reagieren, wenn neue oder veränderte Kriminalitätsformen auftreten. Dann ist unser Credo, so schnell wie irgend möglich – oft zusammen mit Netzwerkpartnern – wirkungsvolle Präventionstipps und -medien zu entwickeln und diese natürlich an die jeweiligen Zielgruppen zu kommunizieren. Damit unterstützen wir auch die Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen vor Ort im ganzen Bundesgebiet.
Ein besonderes Augenmerk – gerade in der aktuellen Situation – legen wir auf die Balance, den Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit zu vermitteln und nicht noch zusätzlich Sorgen und Ängste zu verbreiten. Zugegeben nicht immer ganz einfach, denn mit der aktuellen Situation haben sich auch Erscheinungsformen der Kriminalität verändert.
Die Menschen sind zu Hause. Damit rücken die Haustüre, das Telefon oder die digitale Welt als Tatorte verstärkt in den Fokus. Skrupellose Betrüger machen sich die Sorgen der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Corona-Virus schamlos zunutze.
Können Sie hierfür vielleicht einige Beispiele nennen?
Nun, da hat es beispielsweise
- falsche Mitarbeiter des Gesundheitsamtes geben an, direkt an der Haustür gegen eine Gebühr Corona-Soforttests durchführen zu können
- Betrüger nutzen Hilfsnetzwerke zur Unterstützung für Hilfebedürftigen aus
- Betrügerische Internetshops verkaufen überteuerte und oft unwirksame Schutzmittel wie Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel, etc.
- Betrügerische Nachhilfelehrer verlangen horrende Preise für Unterrichtseinheiten
- Vermeintliche Enkel verlangen Geld für Corona-Behandlungskosten
- gefälschte Internetplattformen gaukeln vor, dass sie bei der Antragstellung für finanzielle Unterstützung im Rahmen des Sofortprogramms der Bundesregierung unbürokratisch unterstützen. Tatsächlich wollen die Betrüger lediglich die personenbezogenen Informationen einschließlich der Bankdaten abgreifen.
- Betrüger versuchen, mit so genannten Phishing Mails über angebliche Spendenaufrufe, Filialschließung von Banken, etc., an die Kontodaten und Passwörter von Bürgerinnen und Bürgern zu kommen
Aber auch die heimische Wohnung als Ort von Gewalt oder Einsamkeit sind Themen, die uns im Moment verstärkt beschäftigen.
Die gerade in räumlicher Enge und Isolierung bestehenden Gefahren werden in diesen Tagen von vielen Medien, Organisationen und Experten beschrieben:
Ja, wir haben ja auch in vorherigen Zwischenrufen bereits kriminologische und soziologische Hintergründe dazu gehört, warum aktuell auch die Zunahme von Fällen der Gewalt im sozialen Nahraum erwartet werden. Bei uns finden Sie hilfreiche Informationen, wie Gewalt vermieden und auch ein Ausweg aus der Gewaltspirale gefunden werden kann.
Auch die Einsamkeit treibt manche in die Arme von Betrügern. Über die sozialen Medien oder das Internet nehmen diese Kontakt zu den Opfern auf. Sie gaukeln wortreich und scheinbar mit seriösen Bildern und Belegen die große Liebe vor, um im weiteren Verlauf um Geldüberweisungen wegen dringenden Operationen, zu zahlenden Kautionen, Kosten für Reisen etc. zu bitten, die leider allzu oft getätigt werden. Dieses Phänomen nennt sich „Romance Scamming“. Ich würde es ins Deutsche übersetzen mit: heiß umgarnt und eiskalt abgezockt.
Eine unglaublich breite und sehr dynamische Vielfalt an Themen. Zu allen finden Sie tagesaktuelle Informationen und wirkungsvolle Tipps zum eigenen Schutz auf unserer zentralen Internetseite www.polizei-beratung.de. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, über ein Kontaktformular oder die Internetwachen der Polizei der Länder Kontakt mit uns aufzunehmen.
Herr Schneider, Was ist deshalb Ihr zentrales Anliegen dieses Zwischenrufes?
Wir wollen damit den vielen Kolleginnen und Kollegen eine Stimme geben und auch DANKE sagen dafür, dass sie 24/7 für Sicherheit sorgen, vor Ort bei den Bürgerinnen und Bürgern, bei dringenden Ermittlungen, in den Planungsstäben und insbesondere auch in der Prävention.
Gerade in Zeiten wie jetzt, in denen es viele Fragen und nicht immer Antworten gibt, dürfen und müssen die Bürgerinnen und Bürger sich auf ihre Polizei verlassen und ihr vertrauen können. Wir sind auch in der aktuellen Krise nach wie vor ganz eng am Geschehen, agieren und reagieren schnell und professionell und stehen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Sie finden bei uns immer aktuelle und vor allem zuverlässigen Informationen und Hinweise, wie Sie sich schützen und anderen helfen können oder auch was zu tun ist, wenn etwas passiert ist.
An dieser Stelle möchte ich nun doch noch einmal konkret nachfragen und Sie bitten, uns in wenige Worten zu erklären, wer und was ist das ProPK eigentlich?
Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes ist ein Verbund aller Polizeien in Deutschland in Fragen der Kriminalprävention. Unsere zentrale Geschäftsstelle befindet sich beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Dort arbeiten PolizeibeamtInnen, JournalistInnen und Wissenschaftler Hand in Hand in Themen der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung.
In der Sicherheitsarchitektur des Bundes sind wir der Innenministerkonferenz und dort dem Arbeitskreises II (Innere Sicherheit) angegliedert.
Gemeinsam und interdisziplinär vernetzt entwickeln wir in bundesweiten Projektgruppen Konzepte, Medien und Initiativen, die über Kriminalität aufklären und Schutzempfehlungen vermitteln.
Sie finden bei uns aktuell über 170 Produkte rund um die Kriminalprävention, die kostenlos bundesweit abgerufen werden können. Im vergangen Jahr übrigens rund 3,5 Millionen Mal.
Zudem betreiben wir selbstständig Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu allen Kriminalitätsthemen.
Zum Abschluss wäre ich Ihnen für eine kurze Zusammenfassung Ihres heutigen Zwischenrufes dankbar:
Insbesondere ein Appell an die Bürgerinnen und Bürger ist uns wichtig: Wegschauen ist, wie auch falsche Scham, keine Lösung. Hinschauen und handeln, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, ist das Gebot der Stunde für Menschen, die etwas Auffälliges wahrnehmen. Für diejenigen, die Opfer geworden sind, schlagen wir die Brücke zu professioneller Hilfe wie z. B. dem WEISSEN RING. Jede Anzeige hilft nicht nur uns, die Kriminellen schnell dingfest zu machen Sie verhindert auch, dass weitere Menschen Opfer derselben Täter werden und damit viel Leid erfahren. Sechs ganz einfache Tipps für (mehr) Zivilcourage finden Sie bei unserer „Aktion Tu Was“.
Herr Schneider, haben Sie herzlichen Dank für Ihren Präventions-Zwischenruf und bleiben Sie gesund!
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK)
www.polizei-beratung.de
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