
Islamismus und Radikalisierung: RADIS-Forschungsnetzwerk zieht nach 4 Jahren Bilanz und legt Handlungsempfehlungen vor
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Für das RADIS-Netzwerk („Radikaler Islam in Deutschland“) forschten über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vier Jahre lang intensiv über islamistische Strömungen in Deutschland: ihre Ursprünge, ihre Wirkung und mögliche Gegenstrategien.
Herausforderung für Sicherheit und Gesellschaft
„Islamistische Strömungen sind auf jeden Fall ein Sicherheitsproblem in Deutschland, aber vor allem eine gesellschaftliche Herausforderung“, sagt Projektleiter Professor Julian Junk im Gespräch mit SWR Kultur. Besonders im Fokus standen Fragen nach der Rekrutierung, Mobilisierung und dem Einfluss internationaler Konflikte auf deutsche Verhältnisse. „Wir sehen quantitativ kaum eine Zunahme der gewaltbereiten Islamisten, aber qualitativ durchaus eine stärkere Mobilisierung – zuletzt verstärkt durch die Lage im Nahen Osten“, erklärt Junk. Dabei gehe es nicht nur um Terrorismus, sondern auch um legalistische Islamisten, deren Aktivitäten schwerer einzuordnen seien.
Keine vorschnellen politischen Maßnahmen
Junk warnt vor vorschnellen politischen Reaktionen nach Anschlägen: „Die Abschiebepraxis nach einem Attentat zu ändern, greift zu kurz und wird dem Problem nicht gerecht.“ Stattdessen müsse man Ursachen wie Ausgrenzung, Rassismus und Identitätskonflikte stärker in den Blick nehmen. Laut den Forschungen sind viele islamistische Tendenzen in Deutschland selbst verankert: „Islamismus ist auch und vor allem ein Problem innerhalb der deutschen Gesellschaft“, so Junk. Radikalisierung entstehe häufig aus gesellschaftlicher Verunsicherung und mangelnder Zugehörigkeit.
Über RADIS
Das Projekt RADIS – Transfervorhaben Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa unterstützt und begleitet 12 Forschungsprojekte der BMBF-Förderlinie „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“. Es bietet einen strukturell einzigartigen Ansatz des Wissenstransfers in Zivilgesellschaft, Sicherheitsbehörden und Verwaltung. Die 12 Projekte analysierten von 2020 bis 2025 das Feld Islamismus aus verschiedenen disziplinären Perspektiven und theoretischen und methodischen Blickwinkeln: Sie erforschten unter anderem die Ursachen von Radikalisierung, oder die Auswirkungen von Islamismus auf die Gesellschaft und die damit verbundenen Diskurse
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