Von Hassrede bis Morddrohungen: Anfeindungen in der Wissenschaft sind ernstzunehmendes Problem
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„Die Ergebnisse der Befragung von insgesamt 2.600 Wissenschaftler*innen zeigen, dass Anfeindungen gegen Forschende ein ernstzunehmendes Problem sind. Sie betreffen keineswegs nur Professor*innen, sondern Personen auf allen Positionen innerhalb der akademischen Gemeinschaft“, sagt Clemens Blümel, der als Forscher am DZHW die Erhebung leitet. „Dabei kommen die Angriffe nicht immer von außen. Auch innerhalb der Wissenschaft selbst gibt es Anfeindungen und abwertendes Verhalten.“
Auch verdeutlicht die Studie, dass Anfeindungen, Abwertungen oder sogar Angriffe gegen Wissenschaftler*innen zunehmend auftreten, weil die Beziehung zwischen der Gesellschaft und der Wissenschaft immer komplexer wird. Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Expertise werden immer stärker in der öffentlichen Debatte ausgehandelt und kommuniziert, was vermehrt Spannungen erzeugt. Das ist vor allem dann der Fall, wenn wissenschaftliche Ergebnisse als Grundlage für gesellschaftlich und politisch umstrittene Entscheidungen dienen. „Die Wut über diese politischen Entscheidungen oder das Gefühl, dass die eigenen menschlichen Handlungsmöglichkeiten begrenzt werden, können sich dann auch in Angriffen gegen Forschende niederschlagen. Darauf deuten insbesondere offene Antworten aus der Befragung hin“, erklärt Clemens Blümel. Ihm zufolge werfen die Ergebnisse der Befragung weitere Fragen auf, die in qualitativen Interviews oder Diskussionen mit Fokusgruppen genauer betrachtet werden können.
Doch was können Wissenschaftler*innen tun, um sich gegen Anfeindungen, Angriffe und Diffamierungen zu schützen? Der KAPAZ-Projektverbund bietet dafür erste Lösungsansätze: „Wir erforschen nicht nur das Ausmaß und die Ausprägungen von Wissenschaftsfeindlichkeit. KAPAZ schafft außerdem institutionelle Unterstützungsstrukturen für Hochschulen und Forschende. Mit unseren Angeboten vermitteln wir den Betroffenen die nötigen Skills, um Anfeindungen vorzubeugen und Angriffen entgegenzuwirken”, sagt Projektleiterin Nataliia Sokolovska, Forschungsleiterin am HIIG. „Kritische Diskurse sind natürlich etwas anderes als Anfeindungen und Diskreditierungskampagnen. Letztere können aber zur Selbstzensur unter Forschenden führen. Im schlimmsten Fall wird dann unter großem Druck zu wichtigen Themen nicht mehr geforscht, etwa im Bereich Klimawandel”, ergänzt sie. In diesem Kontext leistet seit Juli 2023 der Scicomm-Support – eine zentrale bundesweite Beratungsstelle für Forschende und Wissenschaftskommunikator*innen – Unterstützung bei Anfeindungen in der Wissenschaftskommunikation. So können Erkenntnisse aus der Forschung direkt in praktische Hilfsangebote umgesetzt werden.
Die gewonnenen Studienergebnisse fließen in Unterstützungsangebote ein, die Forschende künftig beim Umgang mit Wissenschaftsfeindlichkeit unterstützen. Hierfür werden verschiedene Maßnahmen umgesetzt: Die Weiterentwicklung der bundesweiten Beratungsstelle für Wissenschaftler*innen und Wissenschaftskommunikator*innen (der Scicomm-Support), die Entwicklung von Leitlinien mit ersten Maßnahmen für Betroffene in kritischen Situationen, ein Train-the-Trainer-Programm für Kommunikationsverantwortliche an Hochschulen und weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen und eine Sommerschule für Wissenschaftler*innen in der frühen Karrierephase.
Zur Kurzfassung der Studie: https://scicomm-support.de/wp-content/uploads/2024/05/2024_05_16_Studie-Anfeindungen-gegen-Forschende_KAPAZ.pdf“
www.praeventionstag.de
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