Gehen wichtige Hinweise auf Kindeswohlgefährdung verloren?
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Nur ein Drittel der deutschen Jugendämter ist in der Lage, alle eingehenden Meldungen auf mögliche Kindeswohlgefährdungen aufzunehmen und zügig zu bearbeiten. Dies ist das erschreckende Ergebnis der Studie „Licht ins Dunkel bringen“, die die SOS-Kinderdörfer weltweit und Transparency International Deutschland gemeinsam durchgeführt haben. Zwei von drei der befragten Behörden geben an, aus Personalmangel häufig nicht adäquat reagieren zu können. Im Rahmen der Studie wurden drei Erhebungen durchgeführt. So wurden die Internetauftritte einer repräsentativen Auswahl von Jugendämtern untersucht, Mitarbeitende mit Fragebögen befragt sowie Interviews mit Verantwortlichen durchgeführt.
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Obwohl in den Ämtern Einigkeit darüber herrscht, dass Whistleblower eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung von Kindeswohlgefährdung spielen, weist nur gut die Hälfte der Behörden online auf Meldewege hin. Sebastian Oelrich sagt: „Hier fehlt es an klarer Kommunikation. Man darf nicht vergessen, dass es vielen Menschen extrem schwerfällt, Vernachlässigung von Kindern oder häusliche Gewalt bei den Nachbarn zu melden. Die Behörden müssen es den Hinweisgebenden so einfach wie möglich machen. Ohne Hinweise bleiben Fälle unentdeckt und Hilfen für Kinder und Familien können nicht ankommen.“
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Zu einer transparenten Kommunikation gehört auch, dass Hinweisgebende darüber informiert werden, wie mit ihrer Meldung umgegangen wird. Jedes dritte befragte Jugendamt nennt anonyme Meldungen als häufige oder sehr häufige Hinweisquelle, dennoch weist nur jede fünfte Behörde explizit auf diese Möglichkeit hin. Weiter bieten nur etwa 10 % der Ämter Informationen in leichter Sprache an, was insbesondere Kindern und Jugendlichen sowie Menschen mit Zuwanderungsgeschichte den Zugang erschwert.
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Nur ein Drittel der befragten Behörden nennt eine konkrete Ansprechperson, an die sich Hinweisgebende wenden können. Ebenfalls Nachholbedarf sieht die Studie bei der Aufklärung über Begriffe wie „Kindeswohlgefährdung“ oder „Kindesmissbrauch“. Nicht einmal die Hälfte aller Jugendämter (41,4 %) erklärt konkret, was damit gemeint ist und welches Verhalten gemeldet werden soll. In Bezug auf sexuellen Missbrauch informiert sogar nur jedes vierte Amt. „Laien sind sich oft unsicher, ob ihre Beobachtungen überhaupt als problematisch einzuschätzen sind. Für sie sind solche Erklärungen dringend notwendig“, sagt Sebastian Oelrich.
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Gerade mal jeder 20. der befragten Mitarbeitenden hat das Gefühl, dass seine Arbeit von der Bevölkerung anerkannt wird und Zuspruch erhält. Die Interviewten sind der Meinung, dass sich dies auch negativ auf die Personalsituation auswirkt. „Wenn Menschen ein kritisches Bild von den Behörden haben, hat das natürlich auch Einfluss darauf, ob sie Vorfälle melden. Wir müssen das gemeinsam ändern“, sagt Lanna Idriss.
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Die wahrgenommene Qualität in der Einschätzung von Fällen und Bearbeitung durch „Insoweit erfahrene Fachkräfte“ innerhalb der Jugendämter und anderen Einrichtungen variiert stark. Der Gesetzgeber muss an deren Qualifikation nachbessern: „Es kann nicht sein, dass sich beispielsweise Kindergärten allein auf Beratungen von Personen berufen kõnnen, die wenig praktische Erfahrung mit Kindeswohlgefährdung haben“, so Sebastian Oelrich.
SOS-Kinderdörfer und Transparency International fordern unter anderem bessere rechtliche Regelungen zu der Melde- und Kommunikationswegen, eine Verbesserung der Kommunikationskultur, eine Aufstockung der Ressourcen sowie Aufklärungs- und Sensibilisierungsaktionen für die Bevölkerung. Es müsse alles dafür getan werden, dass potenzielle Gefährdungs- und Missbrauchsfälle unkompliziert gemeldet sowie auch anonym, zeitnah und professionell bearbeitet werden können.
www.praeventionstag.de
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