Studie: Zunehmende psychische Belastung durch die Pandemie auch bei Beschäftigten außerhalb des Gesundheitswesens
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Die Sorge, sich bei der Arbeit mit dem Coronavirus anzustecken, hat im Laufe der Pandemie auch bei Beschäftigten außerhalb des Gesundheitswesens psychische Belastungen zunehmen lassen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA), die jetzt im "Journal of Occupational and Environmental Medicine" veröffentlicht wurde. Aber Unternehmen können Risiken für psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden beeinflussen.
Einer Studie des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA) zufolge stieg das Risiko für schwerere psychische Beanspruchungen bei Beschäftigten mit hohem und potenziell erhöhtem beruflichem Infektionsrisiko zwischen der ersten Welle der Pandemie und der zweiten bis dritten Welle um das Drei- beziehungsweise Zweifache an. Die Studie fand zudem Risikofaktoren, die diese Entwicklung begünstigen können. Diesen Faktoren mehr Aufmerksamkeit zu schenken, könnte Betrieben dabei helfen, die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten in zukünftigen Krisen besser zu schützen.
Der Einfluss der Pandemie auf die psychische Beanspruchung von Beschäftigten im Gesundheitswesen ist bereits gut dokumentiert. Wenige Studien haben dagegen bislang untersucht, wie sich die Verbreitung von SARS-CoV-2 auf Beschäftigte in anderen Branchen ausgewirkt hat. Zwischen Dezember 2020 und Juni 2021 befragte das IPA daher Beschäftigte aus öffentlichem Dienst, Finanzsektor, Einzelhandel, Öffentlichem Personennahverkehr und der Industrie zum Infektionsschutz bei der Arbeit und zu ihrem psychischen Wohlbefinden. Die Teilnahme an der Umfrage war freiwillig. Insgesamt füllten 1.545 Beschäftigten den Onlinefragebogen des IPA aus.
Die Ergebnisse der Befragung zeigten eine Zunahme der psychischen Beanspruchung im zeitlichen Verlauf der Pandemie. Diese manifestierten sich in Form von schwereren Angst- und Depressionssymptomen, gemessen mit dem Patient-Health-Questionnaire-4. So gaben 6 Prozent der Befragten an, in der ersten Welle der Pandemie unter schweren Symptomen von Depression oder Angst gelitten zu haben. 16 Prozent antworteten, dass ihre Symptome beträchtlich gewesen seien. Diese Anteile verdoppelten sich nahezu für die zweite und dritte Welle. Beschäftigte, denen das Forschungsteam ein hohes berufliches Infektionsrisiko zugeordnet hatte, gaben dabei die höchsten Werte für die Intensität der Symptome an.
"Der Anstieg von psychischen Beanspruchungen ist bei pädagogischen Fachkräften und in der Sozialen Arbeit, Berufsgruppen, bei denen COVID-19 auch häufig als Berufskrankheit anerkannt wird, besonders stark ausgeprägt", sagt die Erstautorin und Koordinatorin der Studie, Dr. Swaantje Casjens.
Die Studie zeigt zudem: Neben dem Infektionsrisiko beeinflussten auch andere Faktoren die Schwere und Häufigkeit von Symptomen der Angst oder Depression. Zu diesen Faktoren gehören: Konflikte zwischen Arbeit und Privatleben, fehlende Unterweisungen zum Infektionsschutz, als unzureichend empfundene Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus am Arbeitsplatz und der fehlende Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen. Dr. Casjens: "Unter Work-Privacy-Konflikten litten dabei vor allem alleinerziehende Mütter, die offensichtlich während der Schließung von Kitas und Schulen Schwierigkeiten hatten, die Betreuung ihrer Kinder zu organisieren."
Der Leiter der Studie, Professor Thomas Behrens, sieht in den Ergebnissen Chancen für den betrieblichen Arbeitsschutz in Pandemiezeiten: "Die Ergebnisse unserer Studie können dazu beitragen, die psychische Gesundheit der Beschäftigten in zukünftigen Pandemien besser zu schützen. Insbesondere erscheint wichtig, ausreichende Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz zur Verhinderung einer Infektion zu gewährleisten, den Austausch zwischen den Kollegen und Kolleginnen auch in Zeiten von Home-Office sicherzustellen und Beschäftigte mit Work-Privacy-Konflikten, besonders Alleinerziehende, zu unterstützen."
Das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV
Das IPA - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung - ist als Institut der Ruhr-Universität Bochum (RUB) an der Schnittstelle zwischen arbeitsmedizinischer Forschung und der Praxis für den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und in Bildungseinrichtungen positioniert.
Zum einen ist es daher für die medizinisch-akademische Forschung und Lehre im Fach Arbeitsmedizin der Ruhr-Universität Bochum verantwortlich; zum anderen unterstützt das IPA die gewerblichen Berufsgenossenschaften, die Unfallkassen und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.
www.praeventionstag.de
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